Seelenbewegung
Jetzt sind sie auf Tournee. Der erste Jahrgang des Jugendprojekts »Young Eurythmy Performance« (yep!) feiert Premiere. Das Publikum feiert mit. Wo immer sie hinkommen: standing ovations. Angeblich hat sich bereits ein Fanclub gebildet, der hinterher fährt. Wer die Vorstellung gesehen hat, glaubt das sofort.
Man muss nach Worten suchen, um diese Inszenierung zu würdigen. Ein Erlebnis, das offenbar so weiter wirkt in der eigenen Seele, dass man nicht fertig wird damit. So sollte Kunst sein - das spricht für ihre Realität. Es spricht auch für die Gründungsidee des Projekts, das aktuell in die zweite Runde geht.
Am besten beschreibt es eine Teilnehmerin, mit ihrer Motivation: Eurythmie als eine Gegenbewegung dazu, sich seelenlos auf die Dinge zu stürzen. Genau das sieht man in der Vorstellung, alle Bühnenbewegung geht von der Seele aus. Was die neun Darsteller mit ihren künstlerischen Leitern Sonnhild und Aurel Mothes, erarbeitet haben, ist nicht nur eine reife Bühnenleistung, sondern ein echter eurythmischer Durchbruch. Die Zuschauerseele wird so kraftvoll und innig bewegt, dass ihre Dämme brechen. Ja, wahrhaftig – ich saß weinend in einer Eurythmie Aufführung. Nicht weil es so schlimm war, sondern weil es so schön war.
Das Thema des Abends ist die Du-Qualität des Ich. Sie wird in Variationen durchgespielt von selbstgeschriebenen Texten, bis Bach. Und siehe da, das geht wunderbar miteinander, denn wenn Sprache und Musik sichtbar werden – nun dann ist es eben ein Schauspiel! Eurythmie als Bühnenkunst ist ja nicht anders gemeint.
Das musikalische Trio brilliert ebenso wie die Darsteller und das Licht tut ein übriges. Es stimmt einfach alles und das ist eine Wohltat. Ein glanzvoller Abend.
Ute Hallaschka, info3
Mut und Begeisterungskraft
Vergangenen Freitag habe ich Eure Aufführung miterleben dürfen.
***CONGRATULATIONS!***
Ich war tief berührt und beeindruckt! Super Arbeit habt Ihr da geleistet!
Auf diesem Weg möchte ich anfragen, ob es Eure Poetry Slam Texte auch schriftlich gibt? Mich haben sie sehr angesprochen und ich würde mich gerne tiefer damit beschäftigen. Den jungen Menschen wünsche ich alles Gute, weiterhin so viel Mut und Begeisterungskraft auf den vor Euch liegenden Wegen. Die Welt kann sich an Euch freuen! :-)
Danke ALLEN Mitwirkenden und weiterhin TOI TOI TOI für weitere Projekte!
Janine Karlen, Ittigen/Schweiz
Total inspiriert
Ich war begeisterter Zuschauer eures Programms, dass ihr am 21.3.16 in Überlingen der Oberstufe präsentiert habt. Ich bin in der 11. Klasse und war total inspiriert von dem, was ihr geleistet habt. Ihr habt es wirklich geschafft den Zuschauer zu berühren, ihn, durch eure Freude am Tun, für die Eurythmie zu begeistern.
Das Gedicht »Bist Du Du« ist unglaublich schön und enthält so viel Wahrheit.
Anna Maria Kempf, Überlingen
Ein ganz wichtiger Impuls
Ich bin von Ihrem Projekt sehr begeistert. Ich habe das Gefühl durch ihre Aufführung endlich etwas zu sehen, was mir so lange in der Eurythmiewelt irgendwie gefehlt hat. Einerseits die Begeisterung für diese Kunst und die Freude an der Bewegung sowie das sich echte auseinandersetzen mit den Elementen. Ich habe das Gefühl, dass dieses Projekt die Eurythmie neu und frisch ergreift und dass das ein ganz wichtiger Impuls ist. Es hat mich auch in der Arbeit mit meiner 12. Klasse sehr inspiriert.
Silvia Piccione
Ihr setzt Meilensteine!
Super! Und wacker durchhalten! Ihr setzt MEILENSTEINE! Eure Truppe hat mir wieder die Hoffnung für die Zukunft gegeben!
Sybil Hartmeier, Wetzikon
Ein Höhepunkt in meinem Kulturerleben
Zu Ihrem gestrigen Auftritt im Festsaal der FWS Karlsruhe gratuliere ich Ihnen auf diesem Wege. Es war wirklich eine grandiose Darbietung und für mich ein Höhepunkt in meinem Kuluturerleben.
Vielen Dank für die wertvollen Eindrücke, die starke Präsenz der jungen Tänzer/Eurythmisten im Ensemble, und die wertvolle und tröstliche Inspiration die aus Ihrer Arbeit herausströmen konnte, uns Zuschauende zu bestärken, dran zu bleiben, sich einzusetzen und unsere Kräfte auf die wirklich guten und essentiell wichtigen Werte zu lenken.
Vielen Dank nochmals für diesen wunderschönen Abend, ich werde Ihr wertvolles Projekt von nun an weiterhin fördernd unterstützen.
Tilman Glauner, Karsruhe
yep. Ein Quellenwunder
Die Tournee des jüngsten Eurythmie Projektes »Young Eurythmy Performance« ist im Gange. Wer irgend kann, sollte sich auf den Weg machen, die Vorstellung zu sehen. Es lohnt sich!
Was die jungen Erwachsenen mit ihren künstlerischen Leitern, Sonnhild und Aurel Mothes erarbeitet haben, ist nicht nur ein Hochgenuss, sondern ein schöpferischer Akt in Bezug auf die Evolution und Evaluation der Eurythmie. Klassik und Moderne erscheinen vollkommen ausgesöhnt miteinander. Aus dem tiefen Vertrauen in den Kräfteorganismus – den Geist – dieser Kunst, wurde ihre Erscheinung ganz neu ans Licht des Tages gebracht.
Was sich darin zeigt, kann man ruhig ein Wunder nennen; man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Oder wie sollte man es sonst bezeichnen, dass einer der Teilnehmer erst kürzlich Eurythmie kennen lernte – nun bewegt er sich über die Bühne, dass jeder Profi vor Neid erblassen könnte. Dass jedoch niemand neidisch wird, sondern man innerlich in die Knie geht, das liegt an der seelischen Energie, aus der hier gearbeitet wurde.
Offenbar und sichtlich zeigen sich alle Beteiligte leiblich informiert von der Realität des Äthers. Es spricht ja absolut nichts dagegen, dass man mit 20 Jahren über zeitgenössische Weisheit der Lebenskräfte verfügt. Dieser aktuellen Vitalität, ihrer Geistesgegenwart entsprechend zuzuarbeiten, ist die eigentliche Kunst der Regie. Was in der eurythmischen Vergangenheit als Sündenfall erscheint – in Fortführung eigener Tradition die Jugendimpulse zu instrumentalisieren – davon kann hier keine Rede sein.
Alles ist neu, wie nie gesehen, doch völlig immanent, aus den Grundlagen gespeist. Ein besonderer Aha-Effekt ist mit den klassisch inszenierten Vor- und Nachtakten verbunden. Allzu oft gesehen als leere Zeitüberbrückung oder unmotivierte Einfälle, werden sie hier plötzlich sachdienlich und sprechend. Aha – so war das also von Rudolf Steiner gemeint. Mit der konkreten Spannung, dem Raum, der sich in der Seele des Zuschauers als Bühne bildet. Diese Einbildung ermöglicht das interessante Schauspiel: sich selbst zu beobachten, wie man in das Geschehen, in seiner prozessualen Gestalt einbezogen und angesprochen wird. Die Kraftwirklichkeit dieser Vor- und Nachbilder ist phänomenal.
Man kann sie nicht alle aufzählen, die einzelnen Wunder. Ein wesentliches besteht darin, dass der gesamte Abend – von selbst geschriebenen und rezitierten Texten der Teilnehmer, über Schubert, Bach, bis Schostakowitsch – zu einem Geschmeide der Stimmigkeit wird. Zwischen den Stücken, sowie den Darstellern und den Musikern. Die vierzehnjährige Geigerin Lisa Rauchbach ist ein Ausnahmetalent. Seit sie 9 Jahre alt ist, studiert sie an der Hochschule für Musik in Hannover, im Institut für musikalisch Hochbegabte. Doch das musikalische Trio (Klavier: Nikita Kopylov und Cello: Gang Wang) agiert ebenso ausbalanciert wie das Bühnenensemble. Ein wundervoller Abend eurythmischer Harmonie. Hingehen und sehen!
Ute Hallaschka, Februar 2016
Wo bin ich ich?
Das Jugendeurythmieprojekt Yep richtet sich an Menschen zwischen Schule und Studium/Ausbildung. Nach vier Monaten Proben und Studium der Anthroposophie geht es auf Tournee in Deutschland, der Schweiz und nach Tschechien.
Wo kommt sie her, die aggressive Grundstimmung? »Du nährst dich an dem, was andere tun, und kannst damit nicht einmal ruhn.« Gesprochen wird der Text von seiner Autorin Junia Siebert. Doch das Wort bleibt nicht Wort, es ruft andere zusammen, die mitwirken wollen. Das Wort wird Tat, wird Bewegung, Eurythmie. Und wo das Wort schweigt, erklingt Musik.
Was äußerlich an ein klassisches Eurythmie-Abendprogramm erinnerte – eine Abfolge von Nummern –, zeigte je länger je mehr Untiefen, ein loses, gleichwohl konsistentes Ganzes bildet sich aus den Fragen: Wo bin ich ich? Wie ist mein Verhältnis zu mir selbst, wenn es doch einen machtvollen Umkreis gibt? Die Texte von Mitwirkenden aus dem Yep-Ensemble zeigen, dass diese Fragen nicht nur erlebt werden, sondern darüber hinaus einen eigenen künstlerischen Ausdruck finden.
Gedrängte Kraft des Menschenpotenzials
Das Jugendensemble Yep (Young Eurythmie Performance) unter Leitung von Sonnhild und Aurel Mothes arbeitet in Text und Musik die gedrängte Kraft des Menschenpotenzials heraus. Nicht einfach jugendlicher Überschwang, sondern dynamische Sprünge. Keine Melancholie, sondern ruhig-besinnliche Meditationen. Vom Boden hinauf in die Aufrichte, mal mit expressivem Schrecken verbunden, mal das Außen nach innen nehmend, mal vom eigenen Inneren eine Beziehung nach außen suchend, wird der Mensch im Ringen um Gleichgewicht zwischen den gewaltigen Innenkräften und den formenden Außengewalten sichtbar.
Nach der Tournee des ersten Yep-Durchgangs an 15 Orten mit Ober- und Unterstufenprogramm (»Die sechs Schwäne«) ist für 2016/17 eine zweite Runde geplant.
Sebastian Jüngel, Anthroposophie weltweit Nr. 4/16
Jugendliche der yep-perfomance begeistern ihr Publikum restlos
„Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.“ Unter diesem Motto von Sokrates waren die Jugendlichen von yep – young eurythmy performance bei ihrem Gastspiel am Engelberg letzten Samstag, 5. März 2016 angetreten: Neun junge Menschen als Eurythmisten auf der Bühne zusammen mit drei Musikern an Violine, Violoncello und Klavier unter der Leitung von Aurel und Sonnhild Mothes. Sie haben sich bewegt und sie haben uns, die Zuschauer, zutiefst bewegt.
Für das gemeinsame Ziel eine junge existenzielle Eurythmieperfomance zu erarbeiten haben sich im September 2015 neun junge motivierte Menschen aus ganz Deutschland zusammengefunden. Die viermonatige, intensive Probenphase mündete in eine große Tournee durch ganz Deutschland, die Schweiz und führt bis nach Prag (Tschechien).
Musik von Bach, Schubert, Brahms, Skrijabin und Schostakowitsch sowie Texte von Dag Hammerskjöld, Rudolf Steiner und eigene Texte der ausführenden Jugendlichen verschmolzen dabei zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk. Als roter Faden zog sich dabei durch den ganzen Abend die immer wieder neu gestellte existenzielle und ebenso aktuelle Frage: Wer ist der Mensch, wer bin ich, was sind die wahren Werte des Lebens? Nahtlos wechselten die Szenen; in ihrer lebendig-pulsierenden Durchgestaltung ein Augen- und Ohrenschmaus, auch mal tänzerisch und auch mal theatralisch, aber immer aus dem eurythmischen Gestaltungswillen geboren, die Eurythmie in ihrer Ausdruckskraft unter Beweis stellend. – Für die Zuschauer dabei besonders beglückend die Intensität und die Authentizität der Jugendlichen, wobei die Schönheit auch mit durch die fantasievollen Gewänder nicht zu kurz kam. – Die Musiker trugen dabei mit ihrem hervorragenden Spiel der z.T. äußerst anspruchsvollen musikalischen Literatur ihren wesentlichen Teil zum Gelingen dieser genialen Gesamtkonzeption bei.
Der Freundeskreis Ehemaliger Engelberger e.V. freut sich, mit der Engelberger Aufführung von „yep on tour“ zugleich einen Einblick in die Arbeit eines ehemaligen Engelberger Schülers gegeben zu haben: Nämlich von Aurel Mothes, Eurythmieleherer an der Freien Waldorfschule Kassel, der Initiator und zusammen mit seiner Frau Sonnhild Gedäcke-Mothes künstlerischer Leiter dieses Projektes ist. - Deren Anliegen beschreiben sie im Programmheft so:
„Die Jugend-Eurythmie ist uns ein großes Anliegen – ihre Möglichkeiten sind unendlich vielfältig. In der Zusammenarbeit mit Jugendlichen wird das Zukünftige der Eurythmie immer wieder neu erlebbar. Forschen bedeutet hier auf der Basis der eurythmischen Grundelemente gemeinsam und experimentell Neuland zu betreten, um im Dialog mit dem Publikum wach und zeitgemäß etwas Eigenes zu präsentieren.
Es ist spannend an der Zukunft der Eurythmie mit engagierten Jugendlichen mitzugestalten. Denn, davon sind wir überzeugt: der Impuls der Eurythmie muss von der neuen Generation aufgegriffen, umgesetzt, und vor allem weiterentwickelt werden. Es macht Mut zu sehen, wie kraftvoll und mit welch wachem Bewusstsein sich die Mitwirkenden an diesem Projekt beteiligen. Durch die große Wertschätzung der Jugendlichen dieser Kunst gegenüber, hoffen wir gemeinsam einen Beitrag zum Fortbestehen der Eurythmie als Kunst leisten zu können. Dieses Programm, in seiner Komposition, möchte die vielfältigen Ansätze und Suchbewegungen, die wir in den vergangenen Monaten unternommen haben, sichtbar machen.
Die Mitarbeit bei yep! ist Orientierungszeit und Herausforderung für junge Menschen zwischen Schule und Studium, in der sie mit Gleichaltrigen über einen längeren Zeitraum herausfinden können, was sie im Leben bewirken wollen. Bewegung im Denken, Erleben und Handeln, - dafür geben wir Raum. Die künstlerischen Prozesse, in denen die Mitwirkenden in der Zusammenarbeit mit den begleitenden Künstlern stehen, ermöglichen es, Schlüsselqualifikationen wie: Kreativität, Geistesgegenwart, Präsenz, Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und vieles mehr zu erwerben, die für jede berufliche Situation grundlegend sind.
Unser Wunsch ist es, dass YEP in der eurythmischen Landschaft einen Impuls setzt, der durch seinen jugendlichen Ansatz zukunftsweisend neue Generationen anspricht.“
Martin Pillwein, Engelberg
Erfahrungen und Texte der Teilnehmer
Bericht einer Mitwirkenden
Wenn man über yep! berichten will, sollte man wohl bei der Probenzeit beginnen. Wir starteten mit der Einstudierung des Märchens „Die sechs Schwäne“ und arbeiteten dann auch immer verstärkter an einem Abendprogramm. In gekürzter Form stellte das Abendprogramm unser Programm für Schüler dar. Für das Märchen war auch in intensiverer Weise Auseinandersetzung mit den einzelnen Charakteren nötig, was gerade für den Anfang gut war, da genauere Korrekturen und Tipps möglich waren. Die vertiefende Arbeit an den jeweiligen Märchen-Charakteren half zudem, innerlich beweglicher zu werden. Zudem wurde jedem durch die Figur konkret und greifbar die Frage gestellt, wie man Eurythmie lebendig werden lassen kann. Generell war es aus praktischen Gründen sehr wichtig, dass wir mit dem Märchen anfingen, denn körperlich forderte es einen erst einmal weniger, auch eben durch die Arbeit an den jeweiligen Szenen mit den einzelnen Personen. Neben dem Beginn … weiterlesen (PDF)
Anja Leitlauf
Bist du du?
Bist du du, wenn du die Straße hinunterläufst?
Bist du du, wenn du von deiner Familie umgeben bist?
Bist du du, wenn du mit deinen Freunden unterwegs bist?
Bist du du, wenn du in den Spiegel schaust?
Bist du du, wenn du dich in den Schlaf weinst oder vor Nervosität nicht schlafen kannst?
Bist du du, wenn du jeden Tag in die Rollen der Gesellschaft schlüpfst und ihre Kleider anziehst?
Bist du du, wenn du die Meinungen der anderen übernimmst oder dich ihnen anpasst?
Bist du du, wenn du die versuchst zu lieben, die du lieben sollst?
Bist du du, wenn etwas dich zum Lachen bringt oder dir die Tränen das Gesicht hinunterlaufen lässt?
Bist du du, wenn du dich mit anderen vergleichst?
Wenn andere dich kritisieren, bist das du?
Wer bist du eigentlich, wenn du mal überlegst?
Und hat dich irgendjemand schon einmal gesehen?
Rahel Pauli
Hey du?
Hey du, ja du, mein Ich. Wie viel von mir bist du? Nur die Hülle? Der Kern? Oder keins von beiden? Bist du das, was meinen Willen steuert? Bist du der in mir, der sich verletzt fühlt? Oder bist du die in mir, die mich da zu bringt, andere zu verletzen? Wer bist du? Falls du keins von den allen bist.
Alle sagen immer: «Ich» (sanguinisch), «Ich» (phlegmatisch), «Ich» (energisch), «Ich» (traurig) und verwenden so selten das Du. Wenn man das so sieht, bist du vielleicht auch eine falsche Schlange, die alle manipuliert, immer nur «Ich» zu sagen und an sich zu denken. Wenn wir mal um uns schauen, dann gibt es so viele Dus, die alle auch ein Ich haben, das sie manipuliert.
Und dann gibt es die we nigen, die auch mal sagen: «Hey du, geht es dir gut? Hast du etwas, das dich bedrückt?» Aber von diesen Menschen mit Ichs gibt es leider zu wenige, die nach dem Du fragen. Deshalb leben wir auch eigentlich alle in diesem Schlamassel und verletzen uns zu oft gegenseitig.
Ich? Wenn du das in mir bist, dann gefällst du mir nicht, aber sollte es so sein, dass du kein manipulierendes Etwas bist, so zeig dich mir.
Gruß, dein Mensch
Anna Stangl
ohne titel
Du nährst dich an dem, was andere tun, und kannst damit nicht einmal ruhn. Du trägst es herum wie eine Last, die du von Tag zu Tag weiter hast. Doch deine Angst, die merkst du kaum, denn jeder hat sie hier im Raum.
Auch mal an dieser Stelle zu stehn und mit Erschrecken zuzusehn, wie sie sich alle das Maul zerreißen, nur darauf warten zuzubeißen. Sie brauchen jemanden, den sie jagen, dem sie mit Warten in die Fresse schlagen. Doch dies geschieht nur im Stillen, denn jeder hat hier seinen Willen.
Der eine will nicht als Schläger durchgehn, die Nächste nicht als Schlampe gesehn, der andere schließt sich der Gruppe an, weil er selber nichts s agen kann. Doch irgendwann wird er aus Versehen nicht mehr an dieser Stelle stehn.
Warum sollte er sich jetzt darüber bekümmern, das würde die Situation doch verschlimmern. Nicht ohne Grund ist es so angespannt, denn alle hoff en ganz gebannt, nicht an dieser Stelle zu stehn und den Freunden in die Augen zu sehn.
Denn wenn man nur einmal was Falsches sagt oder über jemanden von ihnen klagt, wird man nicht mehr zu ihnen gehören, auch wenn sie einem ewige Freundschaft schwören. Wie ihr eure Warte unterschätzt und andere damit unnötig verletzt, das fällt euch bestimmt nicht gleich auf, und dennoch nehmt ihr es später in Kauf. Ist es was anderes, wenn ich dann und wann das hör, was man alles Schlechtes über mich sagen kann!? Glaubt mir, es triff t wie ein Faustschlag so hart, und ich wünsche mir, dass ihr euch das einfach spart. Wer von euch würde jetzt aufrichtig sagen: «Ich , ICH habe dazu beigetragen!»
Was habt ihr von dem ganzen Mist, was ihr labert, was ihr denkt, was du frisst? Wollt ihr, dass man euch auch anhört, dass man euch ewige Freundschaft schwört? Doch wie kann Freundschaft auf Hass entstehn, wie soll das in Zukunft weitergehn?
Wenn wir immer jemanden brauchen, den wir mit Freunden zusammenstauchen, nur um am Ende nicht allein dazustehen, müssen wir diesen Weg wirklich gehn? Sehnt ihr euch nicht auch nach dem einen, wenn ihr zu Hause liegt beim Weinen, als mal wieder der Schlag so hart traf? Und jetzt keiner, wirklich keiner was sagen darf, weil ihr sonst die Fassung verliert und nur noch nach Frieden und Liebe giert. Was euch fehlt, das sagt ihr nicht.
Eure Antworten bleiben karg und schlicht. Irgendwas muss doch in euch beben, sonst würdet ihr nicht so über andere reden. Ist es Neid, Eifersucht oder Hass? Oder habt ihr dabei einfach Spaß? Jeder Mensch darf Bedürfnisse haben, ihr müsst sie einfach nur mal sagen. Was euch bekümmert, was euch bedrückt. Ich versichere euch: Nichts ist verrückt. Wenn wir wissen, nach was wir uns sehnen, können alle darauf Rücksicht nehmen.
Ohne Bedürfnisse zu verlieren, dürfen wir Sachen ausprobieren. Solange wir nicht anderen damit schaden und uns danach in Unschuld baden. Können wir diese Punkte verstehn und positiv in die Zukunft sehn?
Junia Siebert